Zwischen Lächeln und Wind

Eine Hommage an eine Frau, die Stürme wie Geheimnisse trug und tanzte, auch wenn niemand hinsah.
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Man sah sie nie kommen. Auch, weil sie irgendwie schon da war.

Sie trat näher, genau im richtigen Moment – wenn deine Mauern fielen und dein Herz zu weit offenstand, wenn dein Zweifel den Rhythmus übernahm und deine Wege ungewiss wurden. Ihr Lächeln war wie eine Erinnerung, die man nicht ganz zu fassen bekam. Wie die Vorfreude auf etwas, dass unausgesprochen blieb. Ihre Präsenz war sanft, gezielt – und ließ alles andere irgendwie zu laut wirken.

Gemocht zu werden – das brauchte sie nicht.
Das war ihre stille Superkraft.

Man sprach über sie mit Stimmen der kindlichen Neugier und der tiefen Ängste. Versuche, sie zu kategorisieren und einzufangen, verschwendeten viel Zeit. Worte konnten sie nicht rahmen und das kitzelte die Lücken der anderen hervor. Sie konnte ein Kompliment in ein Rätsel verwandeln, eine Berührung in eine Antwort. Man konnte sie hundertmal fragen, ob sie es ernst meinte – sie würde nur blinzeln, lachen und tief atmen. Als wollte sie sagen: Gerade passiert das Leben. Und du hast es schon wieder verpasst.

Aber sie nicht.
Sie verpasste es nie.
Sie wusste genau, wo das Leben geschah – zwischen Blicken, in den Pausen, an den Kreuzungen aus zu schnellen Entscheidungen oder zu langem Zögern.

Sie zerstörte niemanden. Nein.
Sie offenbarte.

Mit einem Flüstern, einem Kuss, einem Rückzug im genau richtigen Moment.

Du hieltest sie für ungreifbar, dabei warst du es, der sich zu stark definierte.
Du hieltest sie für distanziert, dabei warst du es, der nach Nähe schrie.
Sie bat nie um deine Liebe. Du hast sie ihr gegeben – verpackt in Erwartungen, die nie die ihren waren.

Sie nahm sie.
Anmutig. Lautlos.
Und gab dir nichts zurück – außer vielleicht den klarsten Spiegel, den du je gesehen hast.

Sie konnte einen Raum betreten, und alle anderen verschwammen ein wenig. Ihr Lachen verhüllte jede Äußerlichkeit. Und ihre Abwesenheit war lauter als die meisten Stimmen.

Manchmal war sie sanft.
Manchmal getrieben.
Und immer sie selbst.

Sie blieb nicht – weil sie nie bleiben musste.
Sie kämpfte nicht – weil sie nie musste.
Sie bewegte sich einfach – wie Wind im hohen Gras, wie ein Gedanke, der sich weigert, ein Wort zu werden.

Und wenn du Glück hattest,
wenn du wirklich hinsahst,
dann hast du sie vielleicht noch einmal gesehen, als sie sich abwandte –
ein Kind, das sich versteckt,
eine Frau, die gewinnt,
eine Seele, die zu viel von beidem wusste.

Sie war immer eine Frau, aber nie verzweifelt.
Sogar, wenn sie verschwand.

Und das Leben?
Ich habe es nie näher erlebt.

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